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6. März 2023 | Eliane Schmocker und Michaela Sciuk, RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung

04 Bewegungsräume

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4.1 Bewegungsfreundliche Umgestaltung der Innen- und Aussenräume

Ziel ist es, allen Kindern mehr Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen in ihrem Schulalltag zu ermöglichen. Die motorisch starken Kinder sollen ihre Fertigkeiten erweitern können und die motorisch-schwächeren Kinder in ihrer motorischen Entwicklung gefördert und unterstützt werden. Dieses Ziel lässt sich auch mit «einfachen», vielseitig einsetzbaren Bewegungsmaterialien und ohne teure Anschaffungen erreichen.

4.1.1 Innenräume

Damit Bewegung im Unterricht stattfinden kann, braucht es Platz bzw. freie Bodenflächen. Die Bewegungsecke bekommt den gleichen Stellenwert wie z.B. die Familienecke und die Bauecke. Bewegung findet jedoch nicht nur dort statt, sondern ist überall mitzudenken (z.B. geführte Sequenzen, offene Sequenzen). Auf diese Weise wird Bewegung ganz natürlich in den Schulalltag der Kinder integriert. Für ein bewegteres Freispiel und spielerische Lernarrangements müssen die Bewegungsmaterialien für die Kinder leicht zugänglich und sichtbar sein (z.B. Schranktüren aushängen, Material für Kinder in den tiefen Schrankfächern, anderes Material in der Höhe).

Je nach räumlichen Gegebenheiten ist eine Umgestaltung notwendig. Welche, entscheidet jede Lehrperson selbst: Kann ich beispielsweise die Anzahl Tische und Stühle reduzieren oder durch vielseitig einsetzbare Materialien ersetzen? Oder die Post und den Verkäuferliladen (Kaufladen) umnutzen? Es gibt viele Lösungsmöglichkeiten und keine Regeln.

1. Skizze mit Grundriss der Räumlichkeiten erstellen.

  • Aktuelle Raumnutzung kennzeichnen.
    • Was machen die Kinder wo?
    • Welches sind die wichtigsten Laufwege?
    • Wo gibt es oft Konfliktpotential und warum (z.B. benachbarte Spielorte, räumliche Abgrenzung)?
    • Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es dafür (z.B. Raumteiler verwenden)?
  • Wo findet Bewegung statt, welche Orte bieten sich für Bewegung an (Nebenräume wie Gang oder Garderobe miteinbeziehen)?
  • Was schränkt die Bewegung ein?
  • Gibt es Rückzugs- und Entspannungsorte?

2. Raster «Umgestaltung» ausfüllen.

  • Wo können die Kinder welche elementaren Bewegungsbedürfnisse ausleben und welche Materialien sind dafür vorhanden? Welche Materialien fehlen?
  • Welche Möbel können auch für Bewegung genutzt werden ?

3. Skizze mit Grundriss und Raster «Umgestaltung» kombinieren und einen neuen Grundriss mit den Bewegungsräumen erstellen.

  • Abklärungen mit Hauswart etc. bezüglich Decken- und Wandstabilität treffen, technische Sicherheiten (BFU)
  • Eltern um Unterstützung beim Sammeln von Materialien, Erstellen von (z.B. Rutschbrett, Holzrugel) und Umgestalten bitten.
  • Umgestaltung beginnen und ausprobieren. Bei Bedarf anpassen und erneut ausprobieren.
  • Zuständigkeiten für Wartung und Unterhalt klären.
  • Bewegungsecke oder -raum einrichten. Optimal ist es, wenn die Bewegungsecke etwas abgeschirmt oder sogar in einem anderen Raum ist. Grobmotorische Tätigkeiten erhöhen den Geräuschpegel.
  • Halbhohe Regale und Kommoden oder durchsichtige Vorhänge als Raumteiler nutzen. Die Spielbereiche sind dadurch abgegrenzt und geschützt. Die Kinder können bei Bedarf dennoch Blickkontakt zu den Lehrpersonen herstellen (Sicherheitsgefühl).
  • Platz schaffen durch das Entfernen von Mobiliar (vor allem Tische und Stühle).
  • Spiel- und Bewegungsmaterialien regelmässig auswechselnà weniger ist mehr!
  • Rollen unter schwere Korpusse, Regale oder Kommoden montieren, damit diese im Raum verschiebbar sind.
  • Frei zugängliches Material wird viel eher genutzt. Schranktüren aushängen, damit die Kinder die vorhandenen Materialien besser sehen und Zusammenstösse wegen der Schranktüren vermeiden. Offene Schränke können auch mit Rollvorhängen versehen werden, damit die Materialien bei Bedarf verborgen bleiben.
  • Alltäglich, vielseitig verwendbares Bewegungs- und Spielmaterial anschaffen:
    • Teppichresten und -muster vom Teppichhändler / Bodenleger
    • Resten von Installationsrohren vom Elektriker
    • Schwämme, Putzlappen, Bierfilzscheiben
    • Holzrugel, verschiedene Bretter und Kanthölzer
    • Kartonröhren z.B. vom Teppichhändler
    • Kartonschachteln in verschiedenen Grössen
    • Matten und Matratzen
    • Tücher und Seile
  • Haken an der Decke befestigen (Tragfähigkeit beachten: Deckenkonstruktion und Anzahl Kinder), um Taue, Strickleitern, Hängematten, Schaukeln und Klettertürme aufzuhängen à bei genügend Platz.

Für den Unterricht ab der Unterstufe bietet sich eine Raumgestaltung nach dem «Churermodell» an. Dieses orientiert sich an der Raumgestaltung im Kindergarten mit einem Kreis und verschiedenen Arbeitsplätzen.

Churermodell Abbildung 1: Mögliche Raumgestaltung nach dem Churermodell aus mobilesport.ch, 09/2015 S. 3

In einer vertrauten Raumgestaltung können sich die Kinder besser auf neue Herausforderungen einlassen. Zudem wird der Raum geschickt als dritter Pädagoge genutzt. Die Kinder bewegen sich automatisch, weil sie regelmässig vom Kreis zu den Arbeitsplätzen wechseln oder die im Raum verteilten Materialien holen müssen. Werden die Sitzgelegenheiten für den Kreis auf die Seite geschoben, entsteht zusätzlich freie Bodenfläche. Dies erleichtert den bewegten Unterricht.

Beim Churermodell wird das Schulzimmer zur Lernlandschaft mit unterschiedlichen Arbeitsplätzen und Arbeitspositionen: Einzelarbeitsplätze, Partnerarbeitsplätze und Kleingruppenplätze. Zusätzlich können Steharbeitsplätze eingerichtet werden. Die Kinder können den Platz selbst wählen, sollten zu Beginn jedoch bei der Platzwahl eng begleitet werden.

Der Kreis befindet sich am Rand oder im Zentrum des Schulzimmers. Hier trifft sich die Klasse für Inputs, aber auch für gemeinschaftsbildende Phasen. Eine Inputphase im Kreis dauert in der Regel 10 bis max.15 Minuten. Anschliessend gehen die Kinder an ihre Arbeitsplätze und lösen Lernaufgaben bzw. wählen die Lernangebote aus.

Die Materialien werden in Ablagen (z.B. Regalen) aufbewahrt. Diese sind so im Raum verteilt, dass sie auch dann frei zugänglich sind, wenn alle Kinder gleichzeitig etwas aus dem Regal oder der Kiste holen müssen. Zugleich ist auf die Laufwege zu achten, um Störungen zu verringern. Es empfiehlt sich, die Materialien immer am gleichen Ort aufzubewahren und dadurch für geordnete Abläufe zu sorgen. Dies trägt zum störungsfreien Lernen bei.

4.1.2 Aussenräume

Aussenräume spielen in der Bewegungsförderung eine wichtige Rolle. Sie bieten viel Platz für Bewegung und die Lärmemissionen sind dort weniger störend als in Innenräumen. Auch machen Kinder im Freien vielseitige Wahrnehmungserfahrungen und werden in ihrer motorischen, kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung ganzheitlich gestärkt.

Idealerweise sind die Spiel- und Pausenplätze naturnah gestaltet, denn sie erfüllen grundlegende Erkundungs-, Gestaltungs- und Bewegungsbedürfnisse von Kindern unterschiedlichen Alters. Gut gestaltete Spiel- und Pausenplätze unterstützen die Eigeninitiative und Kreativität der Kinder für das gemeinsame Spiel und den Austausch und bieten zugleich Rückzugsorte.

Im Aussenbereich braucht es keine grossen und teuren Installationen. Auch mit Natur- und Alltagsmaterialien können sich die Kinder selbstständig und vielseitig beschäftigen.

  • Dasselbe Vorgehen wie bei der Umgestaltung Innenräumen wählen.
  • Die Wünsche der Kinder an die Umgestaltung der Aussenräume miteinbeziehen.
  • Bei grösseren Umgestaltungen sind Absprachen mit den Landbesitzern, der Schulgemeinde bzw. der Gemeinde notwendig. Die digitalen Handbücher des Angebots Naturnahe Spiel- und Pausenplätze bieten Unterstützung bei der Realisierung und pädagogischen Nutzung.
  • Holzrugel und verschiedene Bretter
  • Autopneus
  • Verschiedene Untergründe (Kies, Rasen, Platten, …)
  • Barfussweg mit verschiedenen Untergründen
  • Matschküche
  • Baumstämme und Kletterbäume
  • Weidentunnels und -hütten, Nischen
  • Verschliessbare Kiste oder Gartenhäuschen für Materialien
    • Kreide für Hüpfspiele und kreativ sein
    • Seile
    • Bälle
    • Hütchen
    • Rutschfahrzeuge und Fahrzeuge mit Rollen
    • Eimer, Schaufeln, Besen
    • Tellerbob