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6. März 2023 | Eliane Schmocker und Michaela Sciuk, RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung

04 Bewegungsräume

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4.2 Draussen und im Wald unterrichten

Wenn Kinder die Wahl haben, bevorzugen viele das Spielen im Freien (Burns 2020). Der regelmässige Aufenthalt im Freien und in der Natur ermöglicht ihnen vielseitige Sinnes-, Körper- und Raumerfahrungen. Zudem wirken sich die Aufenthalte im Freien auch positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus, sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrpersonen.

Lehrreiche Naturerlebnisse sind nicht nur im Wald möglich, sondern auch auf dem Schulgelände oder in einem Park. Bereits der Weg dorthin bietet viele interessante Lern- und Entdeckungsgelegenheiten, wie z.B. die stacheligen Kastanien oder eine Schnecke am Wegrand. Möglicherweise wird der ursprünglich geplante Zielort gar nicht erreicht, doch war es trotzdem für alle ein spannender Ausflug.

Nichtsdestotrotz ist «der Wald ein Lebensraum, den es zu entdecken und erleben gilt. Er bietet sich wunderbar als Bewegungs- und Spielraum an. Zudem können Kinder in einer für sie spannenden und geheimnisvollen Umgebung vielseitige Sinneserfahrungen und Eindrücke sammeln (Steinmann, 2014, p. 2).»

Eine Möglichkeit, den Wald mit den Kindern zu erleben, ist die Methode des «Flow Learning» von Joseph Cornell (2006). Die vier Stufen des «Flow Learning» sind:

Kinder lernen am besten, wenn eine Sache, ein Gegenstand oder die Umgebung ihre volle Aufmerksamkeit erregt. Mit einer bewegten Aktivität, einem Spiel, wird die Begeisterung für das Hier und Jetzt geweckt. Idealerweise stimmt sie auf das Thema ein.

Die Aufmerksamkeit bündeln und Neugier und Interesse wecken. Idealerweise entstehen Fragen.

Das Herzstück der Methode. Eigenes Entdecken ist Lernen pur. Es weckt Verständnis und ermöglicht Verbundenheit. Dazu braucht es genügend Zeit und Ruhe, damit sich die Kinder in ihr Tun vertiefen können.

Das Teilen von Erfahrungen stärkt unsere eigenen intensiven Erfahrungen und verbessert das Gruppengefühl (Cornell, 2006; Labudde-Dimmler, 2012).

Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen ist jedoch die Freude und Begeisterungsfähigkeit der Lehrperson und der Kinder, draussen zu sein.

Kindern muss im Übrigen nicht immer ein Programm im Wald geboten werden, denn sie sollen auch Langeweile erfahren dürfen. Diese Langeweile gilt es auszuhalten, bis die Kinder mit der Zeit von selbst kreativ werden.

  • Im Vorfeld den Aufenthaltsort der Aktivität sowie den Hin- und Rückweg dorthin rekognoszieren.
  • Wird immer der gleiche Waldplatz genutzt, evtl. Absprachen mit dem Förster, der Försterin und der Gemeinde treffen.
  • Sich über die Zeckensituation vor Ort informieren und präventive Massnahmen ergreifen: zecken-stich.ch und www.zecken.ch.
  • Vorinformation an die Eltern, damit die Kinder in geeigneter Kleidung (lange Shirts, Jacken und lange Hosen, Kopfbedeckung) und mit guten Schuhen ausgerüstet erscheinen. Evtl. an einem Elternabend das Zwiebelschalenprinzip erklären und an einer Puppe sichtbar machen.
  • Immer eine Apotheke (Desinfektionsmittel, Pflaster, elastische Binde, Pinzette, usw.) mitnehmen. Allfällige Allergien von Kindern kennen und Notfallmedikamente dabeihaben.
  • Wenn möglich sollen mindestens zwei Personen die Gruppe in den Wald begleiten.
  • Ein Mobiltelefon mit Notfallnummern und Elternkontakten mitnehmen.
  • Mit den Kindern die elementaren Regeln für FussgängerInnen im Strassenverkehr (Hin- und Rückweg) besprechen (Ortswechsel in der Schule – sicher von A nach B | BFU).
  • Mit den Kindern das Verhalten im Wald besprechen. Signale (z.B. für Rückruf) abmachen und den Raum definieren, in dem sich die Kinder bewegen dürfen. Zudem sollte ein zentraler Sammelplatz bestimmt und Orte mit guter Übersicht gewählt werden.
  • Pflanzen, Äste und Sträucher nicht beschädigen oder abreissen.
  • Nur herumliegendes Holz (Stöcke, Äste) sammeln und verwenden.
  • Tiere nicht stören oder berühren.
  • Pilze und Beeren nicht mit den Händen berühren und auf keinen Fall essen (Vergiftungsgefahr!).
  • Nach Möglichkeit vor dem Essen gründlich die Hände waschen (Grund: Fuchsbandwurm und giftige Pflanzen).
  • Beim Spielen immer in Sicht-/Hörweite der Lehrpersonen bleiben, bzw. im vereinbarten Gelände.
  • Nichts im Wald zurücklassen (Abfall, Essensreste etc. machen die Tiere krank und schaden der Umwelt!).
  • Nur auf Bäume oder gestapelte Baumstämme klettern, wenn von der Lehrperson ausdrücklich erlaubt.
  • Stopp-Regel (Labudde-Dimmler, 2012; Steinmann, 2014).

Leit- und Reflexionsfragen

  • Wie oft gehst du mit den Kindern in den Wald oder Park oder bist draussen, abgesehen von den Pausen?
  • Weshalb machst du mit den Kindern Ausflüge in den Wald oder in den Park?
  • Welchen Gewinn ziehen du und die Kinder aus den Wald- und Draussen-Tagen?
  • Was sind Barrieren oder Schwierigkeiten, die dich davon abhalten, mit den Kindern regelmässig draussen zu sein?
  • Was würde dich bei der Planung und Durchführung von Wald- und Draussen-Tagen unterstützen?
  • Wie gestaltest du Wald- und Draussen-Tage und welche Vorkehrungen braucht es?